Robo-Advisor: Scalable Capital Erfahrungen und Testbericht (Echtgeld-Test)
Robo-Advisor (digitale Vermögensverwalter) wie Scalable Capital, sind in Amerika bereits ein fester Bestandteil bei der Geldanlage und eine entsprechende Alternative zu Anlagen bei Banken. Hier in Deutschland ist die computergestützte Geldanlage ebenfalls auf dem Vormarsch.
Ganz vorne mit dabei ist Scalable Capital. Gemessen am verwalteten Vermögen von über 600 Millionen Euro (Dezember 2017), mit Abstand der größte Robo-Advisor in Deutschland. Nach Angaben des Anbieters hat Scalable Capital wöchentlich neue Zuflüsse von über 10 Millionen Euro.
Scalable Capital ist seit 2016 aktiv, wurde von ehemaligen Goldman Sachs Bankern und Finanzökonomen gegründet und beschäftigt aktuell 48 Mitarbeiter in München und London.
Das Geschäftsmodell
Scalable Capital verwaltet für seine Kunden individuell angepasste und global
diversifizierte ETF-Portfolios für den langfristigen Vermögensaufbau. Je nach Anlageziel, Finanzsituation und individueller Risikotoleranz wird jeder Kunde einer von 23 Risikokategorien mit einem konkreten Verlustrisiko (Value at Risk) zugeordnet. Dabei wählt Scalable Capital die besten und kosteneffizientesten ETFs vollkommen unabhängig für seine Kunden aus.
Eine eigens entwickelte Risikomanagement-Technologie überwacht alle Kunden-Portfolios und führt automatisch Umschichtungen durch, wenn eine Verletzung der individuell festgelegten Risikokategorie droht.
Genau dieser Punkt unterscheidet Scalable Capital auch maßgeblich von vielen anderen klassischen Anlagen und Robo-Advisor-Konkurrenten.
Das Risikomanagement ist dynamisch, da kein “Rebalancing” auf statische Gewichte je Anlageklasse erfolgt, sondern stattdessen das Portfoliorisiko durch die flexible Anpassung der Gewichte möglichst stabil gehalten wird.
Beispiel für das dynamische Risikomanagement: In Zeiten eher ruhiger oder steigender Aktienmärkte kann die Gewichtung in Aktien überdurchschnittlich hoch sein. Umgekehrt können sehr volatile Märkte oder ein Abwärtstrend zu einer Untergewichtung führen.
Generell ist festzuhalten, dass es sich bei dem Service um eine komplette Vermögensverwaltung handelt. Der Anbieter gibt hier also die Anlagestrategie vor, welche nicht vom Kunden beeinflusst oder verändert werden kann. Der Kunde selber legt lediglich seine Risikotoleranz fest.
Dies kann durchaus ein Vorteil sein, da der Vermögensverwalter ohne notwendige Rückfragen oder Bestätigungen sofort auf Marktsituationen reagieren kann und die Portfolios der Kunden angepasst werden können.
Wer jedoch selber einen gewissen Einfluss auf seine Anlagestrategie haben möchte, ist hier eher falsch. Scalable Capital ist ein direkter Angriff auf die Vermögensverwalter der Banken, welche in der Regel jedoch ein Anlagevolumen von mindestens 250.000 oder 500.000 Euro voraussetzen und mit höheren Gebühren verbunden sind. Die Münchener machen die Full-Service-Vermögensverwaltung damit einem großen Publikum, ab einem Anlagevolumen von 10.000 Euro, möglich.
Scalable Capital Kosten
Scalable Capital erhebt eine Komplettgebühr (beinhaltet Wertpapiertransaktionen, Depotführung, Kontoführung und die Kosten für die Vermögensverwaltung) in Höhe von 0,75% p.a. auf das tagesdurchschnittlich verwaltete Vermögen.
Die Kosten für die ETFs, die direkt von den ETF-Anbietern berechnet werden, belaufen sich auf durchschnittlich 0,25% p.a. Provisionen und Rückvergütungen sind durch die AGBs ausgeschlossen. Performance-Gebühren wie sie z.B. von vielen Investmentfonds erhoben werden, gibt es nicht. Somit liegt die Gesamtgebühr bei der Geldanlage über das Unternehmen bei rund 1,00% p.a.
Damit ist der digitale Vermögensverwalter wesentlich günstiger als viele Fonds oder anderweitige Anlageprodukte, welche z.B. über Filialbanken vertrieben werden. Hier liegen die Kosten schnell bei einem Ausgabeaufschlag von bis zu 6% und laufenden Kosten von bis zu 3,4% (Total Expense Ratio). So zum Beispiel in einem VermögensManagement Fonds einer der größten deutschen Filialbanken.
Kurzübersicht
- Vermögensverwaltung (pro Jahr): 0,75% p.a.
- ETF-Kosten (pro Jahr): 0,25% p.a.
- Performance-Gebühren: Nein
- Ausgabeaufschlag: Nein
- Mindestanlagebetrag: 10.000 Euro
- Kündigungsfrist: Keine
- Konto-/ Depotführende Bank: Baader Bank (Deutschland)
- Risikoklassen: 23 (aktiv gemanagt)
- Sparplan möglich ab 50€ pro Monat
Scalable Capital Erfahrungen und Testbericht
Wir sind mit einem Value at Risk (VaR) von 20% und seit Dezember 2016 mit einem Musterdepot Kunde bei dem Münchener Fintech.
Der Anmeldeprozess ist einfach und in wenigen Minuten erledigt. Neben den persönlichen Daten werden entsprechende Risikotoleranz und Anlagebeträge abgefragt. Zu dem entsprechenden Value at Risk Profil wird auch direkt die momentane Portfoliostruktur sowie die durchschnittliche Portfolioallokation angezeigt.
Das Dashboard und die Übersicht des online Vermögensverwalters bestechen vor allem durch das Höchstmaß an Transparenz. Bezahlte Gebühren und Steuern lassen sich auf den Euro genau einer entsprechenden Übersicht entnehmen.
Ebenso gut aufbereitet ist die Statistik über die aktuelle Portfolio Zusammenstellung. Transaktionen, Kosten, Gewinne, Ausschüttungen, Realtime-Bewertung und das Portfolio selber werden übersichtlich, transparent und vor allem leicht verständlich angezeigt.
Der tiefste Stand des Portfolios war am 12. Mai 2016 mit -3,98%. Der Höchststand lag bei 10,26% am 6. November 2017.
Nach der kleinen Korrektur und schwächen im Euro / USD Mitte 2017 hat das Portfolio im Herbst wieder deutlich zugelegt. Die aktuell größten Positionen im Portfolio sind vertreten durch Schwellenländer Aktien (25%), DAX (21%) und STOXX Europe 600 (14%).
Anmerkungen zum Portfolio von Mitte 2017: Aktuell hat das Portfolio wieder etwas an Wert verloren, nachdem es Wirbel um den derzeitigen US Präsidenten Donald Trump gab. Gerade in den vergangenen „kleinen“ Krisen (einen wirklich heftigen Rückschlag à la Finanzkrise gab es in diesem Zeitraum nicht) hat sich das Portfolio bewährt. Anfang des Jahres verloren die Märkte bis zu 20% und mit der Brexit Entscheidung verlor z.B. der Dax Zeitweise bis zu 10%. Unser Scalable Capital Portfolio hat hier nur verhaltene Verluste hinnehmen müssen.
Die aktuelle Portfoliostruktur und Gewichtung ist wie folgt aufgestellt:
In türkis ist die aktuelle Gewichtung dargestellt. In grau macht Scalable Capital die für dieses Portfolio durchschnittliche Gewichtung kenntlich.
Aktuell ist das Portfolio also hoch in Aktien. Anfang / Mitte 2016 war die Aktienquote hier noch eine ganz andere. Laut dem Münchener Fintech waren in dieser Zeit viele Portfolios teilweise gar nicht in Aktien investiert. Unser Portfolio hatte hier nur eine prozentual geringe Aktienquote.
Scalable Capital Rendite und Risikomanagement
Bisher hat das Risikomanagement von Scalable Capital einen durchaus guten Job erledigt. Einbrüche und Verluste waren im Vergleich zum MSCI World oder DAX wesentlich geringer. Im Gegensatz dazu hat der MSCI World in seinen Aufschwungphasen allerdings auch höhere Kursgewinne erzielen können als die Portfolios des Münchener Vermögensverwalters.
Im folgenden finden Sie die Wertentwicklung der Scalable-Capital-Portfolios im Vergleich zu DAX und MSCI-World-Index:
Bildquelle: Eigene Screenshots und Pressebilder von Scalable Capital Vermögensverwaltung GmbH